EMY PETRINI: Dialog mit der Natur

Keramik und Weidenruten, verschiedene Materialien aber gemeinsame Ursprünge

Für die Künstlerin E. Petrini spielt die Natur eine zentrale Rolle im Leben der Menschen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sie zu beobachten und sie in jeder Jahreszeit neu zu interpretieren, um ihre Harmonie und Poesie einzufangen: „Es ist, als ob die Natur meine Hände führen würde.“ Mit dieser Philosophie hat die Künstlerin für den neuen Ausstellungsraum von Ceramiche Coem ein einzigartiges Werk geschaffen, das zwei- und dreidimensionale Elemente verwendet. Das Werk besteht aus einer Reihe von „Nestern“, die aus von Hand verflochtenen Weidenruten bestehen. Diese Nester enthalten unsere Träume, den Wunsch eines jeden von uns, in die Zukunft zu blicken. Die besondere Wirkung wird durch das Muster erzielt, das, wie Emy Petrini sagt, die schönen Träume festhalten kann. Diese Werke stehen in einem besonderen Dialog mit dem Ausstellungsraum und den neuen Kollektionen, weil die Künstlerin und das Unternehmen die gleiche Vorstellung des Strebens nach Schönheit teilen. Wir treffen Emy Petrini und sprechen mit ihr über ihre Traumfänger.

LifeTiles: Was bedeutet es für Sie, im Einklang mit der Natur zu arbeiten?

E. Petrini: Meine Arbeit ist geprägt durch den Wechsel der Jahreszeiten, in der Natur hat alles seine Zeit, mit ihren Rhythmen und ihren Wartepausen. Die erste Regel ist für mich sicherlich, die Natur genau zu beobachten und ihre Bedürfnisse zu erkennen. Es gibt bestimmte Zeiten im Jahreslauf, die ich der Sammlung des Materials widme. Der Winter eignet sich am besten dazu, denn die Pflanze befindet sich in der Phase der Vegetationsruhe, auf der anderen Seite gibt es bestimmte ländliche Traditionen, denen ich gerne folge, so führt man den Pflanzenschnitt beispielsweise immer bei abnehmendem Mond durch! Was ich heute bei meiner Arbeit versuche, ist, mir die pflanzlichen Materialien, die ich verwende, genau anzusehen und mich in eine Position des Respekts und des Zuhörens zu versetzen.

LifeTiles: Woher stammt das Konzept für diese Installation?

E. Petrini: Für Coem und Fioranese schuf ich eine aus großen Elementen zusammengesetzte Luftinstallation, ich wollte dieser Intervention eine fast magische Bedeutung verleihen. Meine Absicht war, hier eine Art Reise in eine Traumdimension zu schaffen, man muss seine Augen nach oben richten, um diese schwebenden, leichten und gleichzeitig suggestiven Elemente zu betrachten. Ich stellte sie mir als Traumfänger vor; innerhalb einer Form wird ein dichtes Weidengeflecht gespannt, in dem die positiven Träume festgehalten werden, damit sie dann in unsere Traumwelt zurückkehren können. Mir gefiel die Idee, diese Elemente in einem Ausstellungsraum unterzubringen und sie harmonisch in die Umgebung einzufügen. Ein Traumfänger schützt den Ort und nimmt uns die negativen Gedanken, damit wir gelassener werden.

LifeTiles: Sie haben in Paris, Berlin, Rom und Florenz gearbeitet, welche Erfahrung hat Ihre künstlerische Laufbahn am meisten geprägt?

E. Petrini: Alle meine Erfahrungen im Laufe meines Lebens, und alle meine beruflichen Erfahrungen haben für mich eine wichtige Bedeutung. Jede einzelne Arbeit bedeutete, da bin ich mir sicher, persönliches Wachstum und mehr Lebenserfahrung, und auch ein Moment des Teilens mit wichtigen Menschen, und genau diese existentielle Erfahrung zieht sich wie ein roter Faden durch meine Arbeit in ganz Europa; aber wenn man mich früher gefragt hätte, was das Werk meiner Träume sei, dann hätte ich es mir nicht vorstellen können: „Il Bosco Incantato“, eine Installation für die Messe „Bread&Butter“ in Berlin, war ein großartiges Abenteuer. Die Installation bestand aus vier großen, mit Pflanzenmaterial bedeckten Wänden und einem Quader von 4 Metern Höhe, sowie Tausenden von Bändern, die Zweige, Blätter, Sträucher, Rinden und Flechten zusammenhalten. Die Vorstellung, einen Wald betreten und durch ihn spazieren gehen zu können und dabei alle Geräusche der Außenwelt hinter sich zu lassen: Dies erlaubt unserem Geist für einen Moment zur Suggestion des Lebens zurückzukehren. Der Bosco ist eine Reise zu sich selbst, eine Reise durch die Zeit. Wir können uns nicht vorstellen, wie viele Dinge wir in einem Wald finden können, und ich denke gerne, dass ich in jedem Wald mich selbst finden kann.

LifeTiles: Natur, Mensch und Zeit, welchen Zusammenhang zwischen diesen Dingen erkunden Sie mit Ihrer Kunst?

E. Petrini: Die Natur spricht zu uns und sendet uns endlose Botschaften, und gerade in der Einfachheit der Dinge liegt die vollste Form einer wahren Entsprechung der Emotionen, in meiner Arbeit versuche ich, eine Vermittlerin zu sein, jemand, der mit seiner eigenen Sensibilität versucht, das, was er sieht, weiterzugeben. Persönlich habe ich immer Trost in der Natur gefunden, sie vermittelt mir große Emotionen und große Freiheit. Ich suchte immer nach einem eigenen Weg, der mich bereichern würde… und häufig fand ich mich so dabei wieder, stundenlang in der Natur zu wandern. Ich begann Zweige, Blätter, Sträucher zu sammeln; in diesen Elementen fand ich Form, Farbe, Variationen und Proportionen… so war es die Natur selbst, die mich zur Schöpfung inspirierte und mir Impulse gegeben hat. Ich habe der Natur zugehört und sie beobachtet, ich habe versucht, zu spüren, was sie mir mitzuteilen hat. In der Natur habe ich meine eigene Natur entdeckt. Meine Kunst besteht aus natürlichen Elementen, und es ist wichtig für mich, den richtigen Rhythmus dafür zu finden. Ich muss dem Rhythmus folgen, dem gestischen, der von der Verflechtung diktiert wird, und dem der Zeit, der von den Jahreszeiten diktiert wird. Mir gefällt jetzt der Gedanke, dass die Natur für mich innen und außen, um mich herum und in mir ist.

LifeTiles: An welchem Projekt werden Sie als nächstes arbeiten?

E. Petrini: es ist schwierig, in diesen schwierigen Zeiten Projekte zu machen, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass es Anstöße gegeben hat, die zu einer Gelegenheit werden können, Projekte und Installationen entstehen zu lassen. Ich habe das Gefühl, dass ich mehr und mehr Gelegenheit habe, Situationen zu begegnen, in denen meine Sensibilität für die Natur und meine künstlerische Ausdruckssprache geschätzt wird. Wenn dann die nächste Möbelmesse in Mailand stattfindet, könnte ich bei dieser Gelegenheit vielleicht ein großes Projekt realisieren, das mir sehr am Herzen liegt… wir sprechen uns bald…